Vielleicht ist einer von euch auf social media Plattformen mal über den Begriff „Weedmob“ gestolpert. Aber was ist das eigentlich?
Eine mögliche Definition:
Eine heterogene, unstrukturierte Gruppe von Menschen, welche sich primär auf Twitter (heute X) gebildet hat und sich online für Fortschritte in der Cannabis-Politik einsetzt. Es gibt keine Hierarchie und jeder kann sich zu dieser Gruppe dazugehörig fühlen.
Eigentlich gab es immer schon Menschen, welche sich online auf diversen social media Plattformen für mehr Gerechtigkeit bezüglich Cannabis eingesetzt haben. Meiner einer hat beispielsweise verstärkt ab 2013 bei Facebook damit angefangen.
Ich möchte hier auch keine komplette Geschichte des Cannabis-Aktivismus wiedergeben, was ich auch gar nicht könnte. Da gibt es definitiv kompetentere Menschen, die auch schon vor Zeiten von social media oder der massenhaften Nutzung des Internets generell offline aktiv waren oder immer noch (zusätzlich) sind. Die auf die Straße gegangen sind oder immer noch gehen. Die Aktionen im echten Leben durchführen. Die Demos, Podiumsdiskussionen oder Info-Veranstaltungen organisieren oder daran teilnehmen. Und, und, und…
Darüber könnte euch z.B. Steffen Geyer vom Hanfmuseum wesentlich mehr erzählen. Oder Michael Knodt (aka „Der Micha“), Georg Wurth vom Hanfverband (DHV), Richter Andreas Müller, Olli Waack-Jürgensen uvm.
Im Prinzip gibt es viele Puzzle-Teile, welche bezüglich mehr Aufklärung und Gerechtigkeit im Bereich Cannabis beteiligt sind. Und es ist ein großes und komplexes Puzzle, woran schon lange gearbeitet wird.
Aber diese eine Gruppierung namens „Weedmob“ habe ich persönlich zu Teilen miterleben dürfen, da ich mich dazu zähle. Ich habe viele liebe Mitstreiter kennengelernt und in mein Herz geschlossen. Es gab auch Menschen, mit denen man sich nicht so „grün“ war. Das gibt es wahrscheinlich in jeder größeren Gruppe. Teilweise gibt es User, die das „mob“ scheinbar zu ernst nehmen. Persönlich habe ich den Begriff „Weedmob“ immer mit einem Augenzwinkern betrachtet, nicht aber unser Anliegen als solches.
Ich versuche mal grob meine Geschichte und Eindrücke zum Weedmob darzulegen:
Seit ungefähr 2013 war ich auf Facebook aktiv. Zuerst unter diversen Pseudonymen, dann unter „Hanf-Aufklärung durch Fakten“ und schließlich auch unter „Hanfdampf in allen Gassen“. Mit Twitter wurde ich längere Zeit nicht warm. Hatte zwar Ende 2019 einen Twitter-Account erstellt, aber nie richtig genutzt. Dann bin ich über einen Aufruf von dem geschätzten Jugendrichter Andreas Müller gestolpert, welcher dazu aufrief auf Twitter aktiv zu werden. Das muss kurz vor der Bundestagswahl 2021 gewesen sein. Dann wurde ich langsam mit der Plattform warm und habe ziemlich schnell andere User kennengelernt, welche sich „dem“ #weedmob zuordneten.
Der Hashtag entstand vor meiner aktiven Twitter-Zeit. Allerdings hat ein Vogel mir gezwitschert, dass der Begriff ursprünglich aus der US-Bubble kam und das erste Mal im Jahre 2014 genutzt wurde. In der deutschen Twitter-Bubble wurde er wohl etwas später erstmalig von @SeilerDer (Erich der Seiler) und direkt danach von @brokkolisseur (Tante Molotov) verwendet. Von Tante Molotov stammt auch der Weedmob-Schriftzug, welcher vielfältig verwendet wurde und auch meine social media Profile (als Banner) ziert.
Original Schriftzug von „Tante Molotov“
Dem Sog konnte ich mich nicht entziehen und habe ziemlich schnell mehr Zeit auf Twitter verbracht als auf Facebook. Twitter war meiner Meinung nach wesentlich relevanter für Politiker und Journalisten, als es irgendeine andere Plattform zu dem Zeitpunkt war. Man konnte durch einen sogenannten „Tweetstorm“ gewisse Hashtags in die Twitter-Charts pushen. Dies konnte wiederum Aufmerksamkeit auf verschiedenen Ebenen erzeugen. Auch durch massenhafte Kommentare zu stigmatisierenden Tweets von Politikern oder zweifelhaften Medienberichten konnte man sich Gehör verschaffen.
Ich habe es geliebt. Aufgrund persönlicher Gründe war mein Aktivismus primär auf social media begrenzt. Hier konnte ich mich allerdings austoben. Es war einfach effektiv und die Teilnahme niedrigschwellig möglich.
Manche sagen, dass es doch nur ums Kiffen geht. Nein, es geht um etwas Tiefergehendes. Es geht um Gerechtigkeit, weil man mit Cannabiskonsum primär sich selbst schädigt und dies ein persönliches Freiheitsrecht sein muss. So wie in anderen Lebensbereichen auch, wo Risiken bestehen, aber zurecht nicht strafrechtlich verfolgt werden. Die Folgen der Cannabis-Prohibition waren verheerend und sind es zum Teil immer noch. Diese Ungerechtigkeit hat mich motiviert.
Man könnte auch sagen, dass die Cannabis-Prohibition eine Einstiegsdroge in mein politisches Interesse war.
Und auf Twitter mit mehr oder weniger Gleichgesinnten im weedmob konnte ich niedrigschwellig ein kleines Puzzle-Teil der Legalisierungsbewegung hinzufügen. Allerdings blieb der Weedmob nicht nur auf eine social media Plattform beschränkt und schwappte auch in das echte Leben. Es gibt schließlich auch keine klare Schnittkannte, denn wie gesagt:
Es ist eine heterogene, unstrukturierte, lose Gruppierung ohne Hierarchie.
Das Weedmob-Banner wurde auf so manchen Demos gesichtet.
Eine schöne Geste der Anerkennung war der DHV Hanfadler 2024, worüber sich viele Menschen gefreut haben und von einigen Menschen entgegengenommen wurde, welche unermüdlich für das Thema brennen. Wesentlich mehr als ich es je könnte.
„Eine gewisse Entität, die sich in der öffentlichen Debatte und bei wichtigen Online-Aktionen (z.B. den Mailaktionen rund um das Abstimmungsverhalten im Bundesrat) besonders hervorgetan hat, war zweifelsohne der Weedmob. Der Weedmob als lose Vereinigungen von vielen Aktivisten und Aktivistinnen hat entscheidend dazu beigetragen, das öffentliche Meinungsbild in den sozialen Medien positiv zu verändern. Prohibitionisten konnten dank der Arbeit des Weedmobs nicht mehr ungestraft ihre Lügen und Halbwahrheiten verbreiten, sondern wurden sogleich angeprangert und richtiggestellt. Dafür gebührt den Mitgliedern des Weedmobs definitiv der DHV-Hanf-Adler in der Kategorie Aktivismus.“
Quelle:
https://hanfverband.de/die-preistraeger-des-hanf-adlers-2024-text-video
Meine persönlichen Höhepunkte waren die Erwähnungen im ARD „Bericht aus Berlin“ und im ARD „moma“. Aber ich freue mich genauso, wenn ich andere Mitstreiter im Radio, TV oder Zeitungsartikeln wahrnehme, was des Öfteren vorgekommen ist. Wir alle haben in irgendeiner Art Spuren hinterlassen. Auch all diejenigen, die nicht in den Medien vorkamen. Und es werden auch zukünftig weitere Spuren hinterlassen. Jeder konstruktive Kommentar oder Beitrag auf social media Plattformen aus den Reihen „des“ weedmobs hinterlässt eine Spur. Wenn es gut läuft im Hinterkopf von den Menschen, die es zu überzeugen gilt.
Leider ist es Stand jetzt (Ende 2024) auf X (Twitter) nicht mehr ansatzweise so, wie es vor der Übernahme durch Elon Musk war. Twitter hatte wohl immer schon seine Probleme gehabt, aber der Einfluss von Elon Musk hat es in meinen Augen unerträglich gemacht. Einige hartgesottene sind da immer noch aktiv, aber ich hatte meinen Account Mitte November 2024 endgültig gelöscht. Auch wenn es mir schwerfiel, weil damit Erinnerungen verbunden waren. Zumindest habe ich mir ein Archiv heruntergeladen.
Dennoch bleibe ich Teil des Weedmobs. Auf Bluesky, Mastodon und sonst so. Mit einigen Mitstreitern aus der Twitter/X-Zeit habe ich auch dort Kontakt. Vielleicht ist die goldene Zeit vorbei, weil es sich jetzt auf diverse Plattformen verteilt. Aber alle die bisher bereits mit Leidenschaft dabei waren, tragen das auch auf andere Plattformen weiter. Und das ist ein schönes Gefühl.
Die Reise ist noch nicht zuende, denn es gibt noch viel zu tun. Und ich freue mich auch immer über neue Aktivisten, die im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten konstruktiv mitwirken.
Ich bin generell für jeden konstruktiven Einsatz dankbar, welcher zu mehr Gerechtigkeit bezüglich Cannabis geführt hat oder noch führen wird. Dank an euch alle von ganzem Herzen.
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